So unerwartet wie willkommen waren einige ältere deutschsprachige Briefe und Bücher aus dem Nachlass von Gisela Schönow. Über sie habe ich 2016 das Buch „Im Zweifel für’s Leben“ geschrieben und bei Kruse (Stralsund) veröffentlicht. 2019 starb Gisela Hawkey, geb. Schönow, im Alter von 94 Jahren.
Unter den Dokumenten waren etliche Briefe von verschiedenen deutschen Frontsoldaten aus dem 2. Weltkrieg. Ich wusste viel über das Leben von Gisela Schönow, aber von ihrer früheren Korrespondenz mit Soldaten wusste ich nichts.
Nach der Lektüre entstand das Bild einer Zeit, die ich nicht selbst erlebt habe. Es drängten sich aber Vergleiche zu meiner Zeit inklusive aller überlieferten Erkenntnisse auf, also jener Zeit, die dem verheerenden Naziregime folgte, aber auch bis in die heutigen Tage. Wie sind wir doch alle und immer wieder der propagandistischen Manipulationswirkung von Wort, Schrift und Bild ausgeliefert, wenn die Informationsquellen und -kanäle in den falschen Händen liegen?
Ich freue mich, dass die „Stralsunder Hefte“ die Zeugnisse vergangener Zeiten in Gestalt der auszugsweise abgedruckten Korrespondenz aufgegriffen haben. Vielleicht geht es dem einen oder anderen Leser wie mir. Mit Blick in die Vergangenheit lassen sich relevante Erkenntnisse für sich selbst gewinnen bzw. festigen. In der Ausgabe 2 des Jahres 2020 werden meine Gedanken hierzu abgedruckt und ab dem 16. September zu lesen sein.
Ingo Küster, September 2020