Die Pandemie hält an! Trotz Impfkampagien und einer bereits hohen Zahl von Infizierten/Genesenen. So hatten wir uns das Jahr 2021 und insbesondere diesen Herbst und das bevorstehende Weihnachtsfest eigentlich nicht vorgestellt. Wieder wird das gesellschaftliche Leben in aller Breite herunter gefahren und alle absehbaren Schäden in Kauf genommen. Weil das deutsche Gesundheitssystem nur eine begrenzte Zahl von Intensivbetten bereit halten kann und die Verantwortlichen nicht in der Lage waren und sind, die erforderlichen Kapazitäten bereit zu stellen, stehen wir wieder wie im Vorjahr da. Es drängt sich die Frage auf: „Bleibt das jetzt so? Wollen wir das so?“
Natürlich kenne ich niemanden, der diese Fragen mit „Ja“ beantwortet. Ich kenne aber auch niemanden, der eine schlüssige Alternative bereit hält. Statt dessen wird unter den Experten, den Zuständigen und Medien gestritten und gehandelt, was man tun und lassen sollte, um im besten Fall etwas Zeit vor dem Kollaps zu erkaufen. Ein Irrlichtern in unbekanntem Terrain begleitet diese Zeit. Die Gesellschaft schaut überwiegend zu oder mischt sich hier und da ein wenig ein. Angst greift um sich, entweder vor der Krankheit oder dem Einkommens- und Wohlstandsverlust.
Die Lasten dieser Pandemie hat jede Gesellschaft für sich zu tragen, seien es Kosten, immaterielle Verluste oder die Erkrankungen, die mit dem Tod oder dauerhaften Schäden verbunden sind. Die Nebenwirkungen aller Art lassen sich hier gar nicht aufzählen. Insbesondere sind aber alle damit befassten Pfleger und Ärzte getroffen, die am Limit ihrer Leistungskraft alles das ausbaden sollen, was uns unsere Lebensart und die gemachten Fehler der Handlungsverantwortlichen aufbürden. Obendrein finden sie nicht die gebührende und angemessene Anerkennung.
Im Vergleich der aktuellen Zustände zu den Vorcoronajahren erscheinen diese geradezu paradiesisch. Es ist ein tiefer Fall auf den Boden der Natur, es fällt schwer dies zu realisieren. Aber eine ursächliche Logik tritt auch zutage. Nämlich die enorme Mobilität von Menschen und Sachen – und damit jeglichen Krankheitserregern, die unser aller Leben durchdrungen haben. Die Architektur dieser Lebensweise ist jedoch nicht zwingend, man könnte sie ändern, wenn man will. Das teuflische Virus inklusive aller Mutationen wird so schnell von A nach B befördert, dass die ganze Menschheit erfasst wurde und jedes Land immer wieder nach Mitteln und Wegen sucht, die Ausbreitung zu begrenzen. Wir sind Zeugen von „Wettbewerbszahlen“ der Inzidenzen, Sterbezahlen und Bettenkapazitäten, mithin natürlich der Suche nach der richtigen Abwehrstrategie. Alles Ausdruck von Ohnmacht und Vernebelungstaktik.
Die „Steine der Hoffnung“ hat die Stadtverwaltung abgeräumt und nicht wieder aufgereiht (Liegen sie noch im Bauhof?). Ein schlechtes Omen, wie sich heraus stellt. Stralsund ist in diesem Jahr stärker betroffen als im Vorjahr! Statt dessen wird nicht nur hier am Ort sondern landesweit die Bevölkerungsgruppe der Ungeimpften angeprangert und zu Schuldigen abgestempelt. Das ist nicht richtig! Das Virus zeigt doch brachial, was falsch ist. Die hoch volatilen und weltumspannenden Konsum- und Produktionsprozesse bringen die natürlich vorkommenden Erreger in alle Ecken der Welt, wo sie auf angreifbare Lebensverhältnisse stoßen und ein super Ausbreitungsmilieu vorfinden.
Das zu ändern geht nicht schnell und ohne tiefe Umwälzungen. Aber bei rationaler Betrachtung sind lokale beziehungsweise regionale Prozessstrukturen bei klaren Abgrenzungen untereinander am Ende eine Überlebensstrategie.
Ingo Küster, Dezember 2021