Herbst ’22

Der jährliche Herbst macht es in unseren Breiten optisch sehr deutlich: Unser Dasein bewegt sich in ständiger Veränderung, aber mit Wiederholung! Es ist letztlich ein Ausdruck energetischer Prozesse, die uns nicht nur umgeben, sondern aus denen wir – wie auch der gesamte Kosmos – bestehen.

Und jetzt ist er wieder da. Temperaturen gehen zurück, das Laub der Bäume verfärbt sich, das Tageslicht wird rar, die Kraniche ziehen nach Süden. Jeder kennt es, niemand erregt es.

Dennoch ist dieser Herbst nicht wie der vorherige. Es liegt an den Veränderungen, die man Krisen nennt, die uns gerade „heimsuchen“. Und es sind gleich mehrere: Krieg, Klima, versorgende Energie! Und Corona ist auch noch nicht ganz überstanden. Uns umgeben Aufregung, Ängste sowie gravierende Unsicherheiten, gepaart mit Aufmerksamkeit erheischenden Medien verschiedenen Ursprungs. Nur noch Erregung!

Nicht ganz zu Unrecht, denn diese Krisen bewirken Tod, Elend und Nöte aller Art. Niemand braucht sie, jeder wehrt sich. Aber nichts davon kommt wirklich überraschend. Genau wie die sich abwechselnden Jahreszeiten haben sie Ursachen, Kausalitäten. Sie liegen im Unterschied zu den Jahreszeiten in der bewussten oder zumindest hingenommenen Beteiligung menschlichen Tuns und Lassens der jüngeren Vergangenheit.

Soweit so Binse. Aber was soll jetzt daraus folgen? Handlungsbedarf sieht wohl jeder, denn die Auswirkungen in Form von Teuerung und Knappheit gehen an niemandem vorbei. Auf politische Instanzen zu setzen, die in ihrem ideologischen Korsett gefangen und zu den Verursachern der Krise zu zählen sind, schließt sich aus. Aus dem Rathaus von Stralsund und dem Alten Markt sind Töne („Mittwochsproteste“) zu vernehmen, die verwundern.

Auf der einen Seite sollen die Geschäfte mit Kriegsverbrechern wieder hochgefahren werden. Auf der anderen Seite schaut man nur auf das eigene Schicksal und verlangt „Stütze“ vom Staat (auf Kosten der Gemeinschaft!). Was wundert, ist die Realitätsferne und fehlende Reflektion am eigenen Anteil der Misere. Es gibt nicht nur Wachstum und Wohlstand für alle und alle Zeiten! Genauso wenig wie immer Rückenwind und Sommer! Es kommen immer auch schlechte Jahre! Die politische Propaganda im Verbund mit Ignoranz und Inkompetenz bezüglich der Steuerung der gesellschaftlichen Realitäten haben offenbar große Teile der Bevölkerung verblendet und desensibilisiert, für das eigene Schicksal verantwortlich zu sein!

Jetzt kommt die Rechnung für jahrelang verfehlte Politik. „Wir schaffen das!“ – Ein Motto des Niedergangs! „Friday for future“ – Ein ebenso dummes Branding für Aktivismus mit Anmaßung. Aufzuzählen, was alles in Schieflage ist, erübrigt sich, weil kaum etwas auszusparen wäre.

Der Herbst ist eingekehrt. Im Winter verkriecht sich die Energie, um sich dann im Frühjahr neu und kraftvoll zu entfalten. Wir hoffen, die vernunftbasierte Energie, die sich nicht nur freitags und eben auch mittwochs um den kommenden Tag kümmert, sondern täglich, ist ausreichend vorhanden, um sich durchzusetzen.

Ingo Küster, 19.10.2022