Fort-Schritt

Wer sich kreativ betätigt und sich in diesem Kontext informell bewegt, muss sich mit zwei Tendenzen – eben kreativ auseinander setzen.

In den letzten Tagen hören wir in den deutschen Medien viel von Aufbruch und Fortschritt. Was das aber sein soll, bleibt vage und wird meistens mit zwei Schlagwörtern belegt. Digitalisierung, Klimastabilisierung!

Zum ersteren will ich mich hier ein wenig einlassen und auf die vorgenannten Tendenzen eingehen. Zunächst steht da der Begriff „Fortschritt“. Semantisch weiß jeder was gemeint sein soll, aber im eigentlichen Sinne darf man wohl fragen: „Jeder der fort schreitet, will auch etwas verlassen! Was ist das? Und wo soll es hingehen?“

Die Digitalisierung ist im Wesentlichen das Netz, also das Internet! Das Medium, welches wir auch hier nutzen. Rein zufällig, aber wohl auch vorhersehbar, war der zeitliche Zusammenhang des deklamierten Aufbruchs zur umfassenden Digitalisierung mit dem alarmierenden Aufleuchten der roten Sicherheitslampen. Wieder einmal haben vermeintliche Sicherheitsexperten riesige Löcher in der Sicherheitsarchitektur des Netzes ausfindig gemacht. Die gefundene Bezeichnung ist: „Log4j“ oder „Log4Shell“. Und wieder wird die Lücke erst „entdeckt“, als Hacker zugeschlagen haben! Wie in einer Endlos-Schleife wiederholt sich dieses Spiel!

Das bedeutet nichts anderes, als dass man die Hoffnung auf ein sicheres Netz aufgeben kann. Einerseits sind Zugangsstellen gewollt und notwendig aber andererseits sind IT-Spezialisten gar nicht in der Lage, die Milliarden Zeilen an betreffendem Programmcode zu überblicken! Die Illusion vom Netz der Dinge sollte man sich spätestens jetzt abschminken. Wer darauf vertraut, ist leichtsinnig.

Es gibt aber auch einen weiteren zunehmenden Trend im Netz. Kriminalität, Demagogie, Hass, Hetze, also der virtuelle Pranger, und schließlich Naivität. So war es eigentlich nicht gedacht, denn es gibt sehr viele nützliche Funktionen des Netzes. Aber es ist eben nicht sicher vor den „ideologischen Hackern“. Die zugrunde liegende Technologie verfolgt keine Absichten. Dennoch offenbart sie das Verhalten der User!

Die technische Löchrigkeit des Netzes sowie die auseinanderdriftende Zweckeinordnung durch die Nutzergemeinschaft stellt die Frage: Wie weiter? Vernunft und Einsichtigkeit wären gefragt. Es sieht aber so aus, als bewege man sich weg davon, nämlich „fort“! Wohl erst, wenn Pipelines versiegen, Kraftwerke still stehen, Krankenhäuser geschlossen sind, Züge nicht mehr rollen und so weiter, gibt es das AHA?

Es wäre schade, denn in Kenntnis der Grenzen der Nützlichkeit des Netzes bleiben wir hier!

Ingo Küster, Dezember 2021