Verkehr verkehrt

Stralsund erfreut sich bei den Touristen wieder größerer Beliebtheit, jedenfalls sind sie wieder da. Das ist ja auch so gewollt und war nach dem Abflauen der pandemischen COVID-Lage nicht anders zu erwarten.

Allerdings scheinen die Stadtabgeordneten der Bürgerschaft sich noch im selbst verordneten Lockdown zu befinden, denn die drängenden Probleme des städtischen Individualverkehrs, eben im Sommer auch jenen der einströmenden Touristen, sehen sie nicht oder wollen sie nicht sehen.

Schon seit den Konzeptionen, die Hansestadt zusammen mit Wismar zum Weltkulturerbe erklären zu lassen, liegen die Vorschläge zur Beruhigung des motorisierten Verkehrs im Altstadtgebiet, insbesondere in Hafennähe, in den Schubladen. Und die begründen die Dringlichkeit, aber auch Plausibilität, den suchenden Parkverkehr als auch den lokalen Durchgangsverkehr zu verhindern. Besonders in Mitleidenschaft gezogen sind die Wasserstraße sowie der wassernahe Straßenverlauf „Am Fischmarkt“. Für Einheimische und Touristen verliert die Stadt deutlich an Aufenthaltsqualität, wie die Fachleute es ausdrücken. Nur sind die Einheimischen dauernd, die Touristen zeitlich begrenzt betroffen.

Akut ist die saisonale Situation außerdem durch die Bauarbeiten auf der Hafeninsel geprägt, weil die Touristenbusse diese nicht mehr passieren können und deshalb in den angrenzenden Straßen stehen bleiben, um Touristen aus- und einsteigen zu lassen. Dann kommt es zu Staus, Blockaden und gefährlichen Szenen, die vor allem die Radfahrer betreffen!

Der 20-jährigen Geschichte der Stadt im Status „Weltkulturerbe“ stellt das Unvermögen oder der Unwille der Stadtvertreter, diesen Makel abzustellen, kein gutes Zeugnis aus, entgegen allen anderslautenden Beteuerungen. Vielleicht ändert sich das in Anbetracht des noch zu begehenden Jubiläums.

Und an der nahen Kaikante sieht es nicht besser aus! Die Flusskreuzfahrer machen hier Station, wie in jedem Jahr, wenn keine Pandemie ist. Mehrfach und schon seit längerem wird bemängelt, dass die Hilfsdiesel dieser Schiffe im Hafen ununterbrochen ihren Dreck und Lärm auslassen können. Wer kann denn heute so etwas noch gut heißen?